Das Landleben zu Lebzeiten der DDR, wie sah das wohl aus? War das Leben in sozialistischen Dörfern genauso strikt wie in Städten? Oder hatte die Landbevölkerung sogar mehr Freiheiten, als die Stadtbewohner? Wir beantworten dir die wichtigsten Fragen und fassen den Bericht über das bäuerliche Leben von der „Erinnerungsort DDR“ der Bundesstiftung Aufarbeitung zusammen.
Wohlstand oder Notlage?
Tatsächlich ging es den Bauern und Dorfbewohnern in der ersten Hälfte der DDR-Zeit gut. Die Bevölkerung auf dem Land war eindeutig besser mit Lebensmitteln versorgt als die der Städte. Auf dem Land gab es genug Tiere und Mittel, zum Handeln und Tauschen. Doch lebt man bereits im Wohlstand (wie im Westen), wenn man genug besitzt, um das eigene Überleben und das der Familie zu sichern?
Viele Bauern sicherten sich ab, indem sie sich neben staatlicher Landwirtschaft privat etwas dazu verdienten. Das war mehr als lukrativ, denn auf dem Schwarzmarkt konnte man für ein Tier mehr verlangen als im Geschäft.
Das Landleben als LPG-Bauer
Jedem Bauern mit Familie erhielt, laut LPG-Statuten (also der „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ Satzung), einen halben Hektar Land, den er nach Belieben bewirtschaften durfte. Zusätzlich war jeder berechtigt, eine begrenzte Anzahl von Tieren zu halten, wie Kühe, Schafe und Schweine. Für Kleintiere wie Kaninchen oder Nerze gab es keine Beschränkungen.
Aus diesem Grund haben viele Bauern Kaninchen und andere Kleintiere gezüchtet und nach ihrem Ermessen verkauft – selbst die die kein Land hatten. Daher war die Landbevölkerung mit ihrer Lebenssituation sehr zufrieden.
Zudem waren die Kinder im Hort oder in der Krippe versorgt und den Eltern war es sogar ermöglicht ihre Freizeit selbst zu gestalten und Ausflüge durch Ostdeutschland zu unternehmen.
Diskrepanzen zwischen Dorfbewohnern
Dennoch entstanden zwei parallele Welten auf dem Dorfleben: Einige Dorfbewohner hatten genug Geld und Ressourcen angespart und hatten wenig Grund unzufrieden zu sein. Doch den anderen fehlten die Ersparnisse und für sie schien es keine erstrebenswerte Zukunft zu geben.
Das Landleben in der DDR war gleichzeitig für einige sehr zufriedenstellend und für andere unübersehbar frustrierend. Woher auch sollte nach einem Jahrzehnt Stagnation ein wirtschaftlicher Aufschwung kommen? Als die Landbevölkerung dies begriff, regte sich in den Dörfern Widerstand gegen die Politik.
Kampf um die Ressourcen
Ab der zweiten Hälfte der DDR begann ein Kampf um die Ressourcen auf den Dörfern. Die vorherrschende Zufriedenheit kippte und das Ende der Existenz stand für einige bevor. Denn die strengen Auflagen des Staates zwangen die Bauern mehr zu schachern, also die Preise zu drücken und somit kaum etwas verdienen. Das betraf auch alle anderen Dorfbewohner. „Wer nicht auf dem Schwarzmarkt vertreten war, hatte schlechte Karten.“ (19:35 Min.)
Anfangs bemühten sich viele Betriebe darum, die erhobenen Auflagen zu erfüllen. Doch als das nicht mehr möglich war, mussten viele Bauern ihre Betriebe aufgeben. Das hatte immense Folgen für alle Dorfbewohner. Den Bauern blieb nichts anderes übrig, als ihren Hof sich selbst zu überlassen und ließen die Tiere frei, was zu viele Unfällen im Schienenverkehr führte.
Vielleicht war das der Moment an dem sich der Widerstand gegen die Politik bestärkte, da sie zuvor nicht gewillt war, die strikten Auflagen zugunsten der Bauern zu ändern.
Hilfreiche Ost-West Beziehungen
Während dieser Entwicklung haben sich Funktionäre in Ost und West angenähert und pflegten gute Kontakte. Die Bauernverbände von Ost und West hielten zusammen und machten untereinander Geschäfte. Als in den 80er Jahren die Markwirtschaft auf den sozialistischen Dörfern einzog, nahm die Agrarwirtschaft kapitalistische Züge an. Ersatzteilhandel, Kaninchenhaltung, Spargelanbau und weitere Betriebe waren auf große Gewinne ausgerichtet.
Doch Großbetriebe hatten weitaus höhere Abgaben als die kleinen. Dadurch konnten sich offiziell keine großen Gewinne einfahren und somit verkauften Großbetriebe auf dem Schwarzmarkt, der dadurch sehr florierte. Besonders auf dem Land war es der Politik kaum möglich, die privaten Machenschaften zu überwachen. Im Gegensatz zur Großstadt wie Berlin waren knapp 7.000 Stasi-Mitarbeiter Ende der 80er Jahre tätig und deckten jede noch so kleine Regung von Widerstand auf.
Die Geschichte der DDR
Nach der Wende kamen die größeren Probleme auf. Die meisten Ostbewohner pilgerten in den Westen und so wurden auch viele Dörfer über die Zeit zu verlassenen, ausgestorbenen Orten. Es lohnte sich nicht mehr auf dem Land zu leben und zu arbeiten. Genau das sollte sich damals und heute ändern. Das Landleben muss in allen Teilen Deutschlands wieder lohnenswert werden. Die Bewohner müssen sich selbst versorgen, untereinander tauschen oder ihre Erträge verkaufen können. Dadurch haben sie genug Kapital, um Angebote wie Turniere, Vereine, Gaststätten oder Lokale zu schaffen und miteinander das freie Landleben zelebrieren.
Dieser Beitrag hat lediglich einen kleinen Einblick in das Landleben zu DDR-Zeiten gegeben. Es ist enorm wichtig, diesen Teil der deutschen Geschichte im kollektiven Gedächtnis beizubehalten und sich darauf besinnen, was gut gewesen war und wieder entstehen darf und wobei die damalige Politik versagt hat, was sich nicht wiederholen sollte.
Das Gute daran, es gibt genug Zeitzeugen, die von dem Leben aus Ost- und Westdeutschland berichten können und genau das teilen die Einheitskinder in ihrem Blogpost „Das Landleben in der DDR“ mit uns. Als Einheitskinder werden die Menschen bezeichnet, die am 3. Oktober 1990, am Tag des Mauerfalls geboren sind und seit ihrer Geburt die Souveränität Deutschlands miterleben und davon berichten.