Großes weißes Bauernhaus mit braunem Reetdach

Reetdach – Aufbau, Kosten, Vorteile & Nachteile

Auf dem Land im Norden entdeckt man häufiger eindrucksvolle Reetdächer. Ihr origineller Charme macht das Landleben hier besonders schön! Zwar ist solch ein Dach sehr kostenintensiv und pflegeaufwändig, dafür erzeugt es ein gutes, gesundes Wohnklima.
Und mit der Wahl eines ökologischen Reetdachs bewahrt man nicht nur die Natur, sondern auch die Kultur – denn das Reetdach ist eine der ältesten Dachkonstruktionen der Welt! Seit 2014 ist die Reetdachdeckerei von der UNESCO als Kulturerbe ausgezeichnet.
Die ersten nachgewiesenen Reetdächer gab es bereits in Ländern an der Nord- und Ostsee um 4000 vor Christus. Also seit dem Ende der letzten Eiszeit!

Konstruktion & Eigenschaften

Der Bau eines Reetdachs ist immer darauf ausgelegt, Feuchtigkeit von außen nicht tief in die Schichten des Reets eindringen zu lassen. Dafür muss die Dachneigung mindestens 45 Grad erreichen. Denn je steiler dieser Winkel, desto besser kann Regenwasser, Schnee und auch Blattwerk von den Reethalmen hinuntergleiten.

Traditionell wird beim Bau des Reetdaches eine Kaltdachkonstruktion errichtet. Bei einem Kaltdach befindet sich, im Gegensatz zu einem Warmdach, zwischen der wärmedämmenden Schicht und der Dachabdichtung eine Luftschicht. Diese sorgt für eine bessere Belüftung.
Wenn also der Regen in die äußere Reetdachschicht eindringt, kann diese durch den Luftzug schnell wieder trocknen, sodass die restlichen Reetschichten trocken bleiben.

Bei der Kaltdachkonstruktion kann das Reet an das Dach gebunden, geschraubt oder mit einem Draht genäht werden. Wichtig bei der ersten Variante: Es darf nicht zu fest gebunden werden, sonst bleibt das Dach feucht, worauf sich gern Algen oder Pilze tummeln würden.

Die Vorteile eines Reetdaches

Ein traditionelles Reetdach, aus natürlichem, umweltfreundlichem Material, bringt viele Vorteile mit sich:

  • Es sorgt für ein tolles Raumklima zu jeder Jahreszeit. Im Sommer hält es kühl und im Winter warm.
  • Es ist widerstandsfähig gegenüber Witterungseinflüssen und isoliert ganz natürlich, sodass Wärme und Kälte innerhalb des Hauses ideal zirkulieren.
  • Es erzeugt einen guten Dämm- und Schallschutz.
  • Somit lässt es das Haus mitsamt Bewohnern gut atmen – man wohnt biologisch gesund.
  • Reet ist eine ökologischer, nachwachsender Werkstoff mit hoher Lebensdauer.
  • Frei von bedenklichen, chemischen Zusatzstoffen.
  • Es besitzt eine originelle, charmante Optik und strahlt wohlige Behaglichkeit aus.

Nachteile von einem Reetdach

Vor vielen Jahrhunderten galt ein Reetdach als gewöhnlich für arme Leute. Doch das änderte sich im Laufe der Zeit, als man merkte, wie langlebig sie waren. Die Nachfrage stieg und somit auch die Kosten für die Anschaffung für das einst heimische Schilfrohr. Das ist für viele der größte Nachteil:

  • Hohe Kosten durch importiertes Material.
  • Lange Bauzeit aufgrund komplizierter Konstruktion.
  • Sie altern bei ungünstiger Lage trotz des hohen Aufwands schnell.
  • Im Vergleich zum gleich großen Ziegeldach mindestens doppelt so teuer.
  • Zusätzlich hohe Kosten für Wartung, Reparatur und Versicherung für Brandschutz.
  • Ein Warmdach (ohne Hinterlüftung) lässt ohne korrekte Dampfsperre Feuchtigkeit weiter in das Reet einziehen und zerstört es so auf Dauer.

Was kostet ein Reetdach?

Am Ende kostet es sicherlich, wie bei vielen Dingen, mehr als man anfangs angenommen hat. Denn die Gesamtkosten variieren stark und hängen von vielen Faktoren ab. Von der Ernte bis zur Fertigstellung fließt sehr viel Handarbeit ein. Daher ist ein Reetdach des Öfteren mindestens doppelt so teuer wie ein gleich großes Ziegeldach.

Grob gesagt, kann man mit etwa 80 bis 160 Euro pro Quadratmeter rechnen. Ein Dach mit 120 Quadratmetern würde also zwischen 10.000 und 21.000 Euro kosten. Doch dieser Grundpreis kann bspw. je nach Region oder verwendetem Material noch steigen. Daher kann ein Reetdach auch mal bis zu 40.000 Euro kosten.

Ebenso ist eine besonders langlebige Konstruktion kostspielig. Wenn man ein um 5 Grad steileres Gefälle des Daches anfertigt, verlängert es die Lebensdauer des Reetdachs um bis zu 10 Jahre. Denn je steiler das Gefälle, desto besser kann Regenwasser ablaufen. Doch ein höheres Gefälle kostet auch gleich circa 10 Prozent mehr in der Erstanschaffung.

Die Entscheidung für ein Reetdach

Bevor man für sich die Vor- und Nachteile abwiegt, sollte zuerst die Lage des Hauses beachtet werden. Wenn das Haus von zu vielen Bäumen oder von einem Wald umgeben ist, kann das Dach schneller von Schimmel oder Schädlingen befallen werden. Sprich, eine ungünstige Lage verkürzt die Lebensdauer rapide und erhöht den Pflegeaufwand immens. Daher sollte regelmäßig ein Experte das Dach auf Schäden überprüfen.

Zudem ist Reet leichter entflammbar, im Vergleich zu anderen Baustoffen. Deswegen sollte besser eine Gebäudeversicherung abgeschlossen werden, um im Falle eines Blitzeinschlags oder eines Brandes finanziell abgesichert zu sein.

Abgesehen von den potenziellen Risiken ist so ein Reetdach ein absoluter Blickfang und viele Bewohner erzählen gern wie wohl sie sich in ihren vier Wänden fühlen. Das ist für viele sicherlich ein entscheidender Faktor.

Wenn du mehr über die Haltbarkeit oder die besonderen Eigenschaften eines Reetdaches lesen möchtest, wird hier demnächst ein Link dich zu diesem Blogbeitrag führen.

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