Mädchen auf grüner Wiese blickt in bewölkten Himmel und empfindet Einsamkeit

Ist das Landleben nicht zu einsam?

Immer mehr Menschen ziehen aus der Stadt hinaus auf’s Land. Die Ruhe und Ungestörtheit, die das Landleben so attraktiv macht, ist auch gleichzeitig die Herausforderung. Denn die Einsamkeit wächst, wenn man keinen Anschluss findet oder die richtigen Leute kennenlernt. Doch sind die Menschen auf dem Land wirklich einsamer als in der Stadt?

Einsame Nachbarn

Wie lange wohnst du schon in deinem Ort und kennst eventuell immer noch nicht alle Nachbarn? Diese Frage lässt sich nicht nur Bewohnern vom Land stellen, sondern auch den Stadtmenschen. Denn viele wissen nicht mal, wer über oder unter ihnen im Wohnhaus wohnt. In beiden Fällen gibt es sicherlich Nachbarn, die sich nur ausgiebig mit ihrem Haustier unterhalten, anstatt soziale Kontakte zu knüpfen. Doch das hat einen naheliegenden Grund, den du weiter unter erfährst.

Und egal ob als Einzelperson, als Paar oder als Familie: Als die „neu Zugezogenen“ lassen sich neue Freundschaften im Dorf womöglich genauso schwer oder leicht schließen wie in der Stadt. Da hilft es den ersten Schritt zu wagen und offen zu kommunizieren. Viele Nachbarn erwarten, dass man sich als neuer Bewohner selbst vorstellt. Klingt für manche bestimmt konservativ, aber dadurch ist das Fundament geschaffen, sich bei der nächsten Begegnung samt Einkaufstüten unbeschwert zu unterhalten.

Grassiert auf dem Land überhaupt Einsamkeit?

Kleine Dörfer auf dem Land sind oft schlecht angebunden. Zudem fehlen Orte, die als Treffpunkt dienen. Bankfilialen schließen, die Post macht dicht, der Friseursalon wird demnächst aufgegeben und der nächste Gasthof schließt. Zum Einkaufen fährt man zum Discounter einige Kilometer. Wo soll man da noch Bekannte treffen?

Es gibt viele Orte, die ein Gemeinschaftsgefühl schaffen. Sei es die Dorfgemeinde, die Kirche, der Sportverein oder sonstige Freizeitaktivitäten, in denen man Gleichgesinnte mit gemeinsamen Interesse trifft.
Doch wer sich damit nicht angesprochen fühlt, dem kommt der gute Bäcker mit Sitzgelegenheit im Ort sehr gelegen. Und wenn’s keine Bäckerei geben sollte, wird’s Zeit sich zusammenzutun und ein Café zu gründen. Denn gutes Brot braucht doch wirklich jeder!

Bewusster leben: Landlust vs. Landfrust

Natürlich vermisst man die Freunde aus der Stadt oder sehnt sich manchmal in vergangene Zeiten zurück, in denen alles besser zu sein schien. Doch es liegt an einem selbst den Frust abzulegen und selbst was gegen die Einsamkeit zu tun.

Die Einsamkeit lässt sich für viele in der Natur gut aushalten kann. Hier gibt es viel zu entdecken, wenn man aufmerksam den kleinen Dingen Beachtung schenkt. Ebenso die eigenen Kleinen haben auf Feldern und in Wäldern mehr Bewegungsfreiheit und können ihre Abenteuerlust so richtig ausleben. Zu sehen wie frei sie herumtollen können und sich neue Spiele ausdenken, da scheint das Glück nicht allzu fern zu sein!

Und man entscheidet immer noch selbst, ob man sich schon in der Dämmerung auf das Sofa fläzt oder nochmal ’ne Runde beim Sonnenuntergang spazieren geht. Oder ob man die nette Nachbarin nicht einfach mal zum Kaffee einladen sollte. Das Landleben bietet uns persönlich weitaus mehr Spielraum als die Stadt, denn wir haben selbst beide Lebensräume erlebt. Zwischen den langwierigen Arbeitszeiten, um sich die Wohnung in der Stadt leisten zu können, bleibt wenig Zeit, um das Leben zu genießen. Das Landleben hingegen bietet einem die Möglichkeit die Weite zu genießen, immer wieder inne zu halten und die eigene Umgebung zu betrachten. Dabei entdeckt man dann so kleine Wunder wie hübsche Schmetterlinge oder den glitzernden Morgentau auf Blütenblättern.

Der Grund für die Einsamkeit

Etwa zehn Prozent der Deutschen fühlen sich einsam. Nicht nur ältere Menschen, die nach dem Tod des Lebenspartners vereinsamen, klagen darüber. Außerdem nehme die Einsamkeit keineswegs mit dem Alter zu und Frauen und Männer allen Alters sind davon gleichermaßen von diesem erdrückenden Gefühl betroffen. Es liegt somit ein anderes gesellschaftliches Phänomen zugrunde.

Der Psychologe Oliver Huxhold beschreibt es im Artikel von deutschlandfunk folgendermaßen: „Grundsätzlich ist Einsamkeit das Gefühl, das entsteht, wenn die sozialen Kontakte, die ich habe, nicht meine sozialen Bedürfnisse befriedigen können. Und das hängt mit vielen komplexen Faktoren zusammen. Die Hauptursachen sind tatsächlich sozioökonomische Benachteiligung, so was wie Armut und niedrige Bildung.“

„Angst ist das stärkste Gefühl bei Einsamkeit“

Viele denken das stärkste Gefühl bei Einsamkeit sei die Traurigkeit, doch es ist tatsächlich die Angst. Angst vor unsicherem Auftreten, Angst Kontakt aufzunehmen. Diese Ängste sind geprägt von Unsicherheiten im eigenen Leben. Eine unzureichende finanzielle Lage, das Bangen um die eigenen Sozialleistungen. Und dann fehlt einem der Mut mit jemanden darüber zu reden oder das Schamgefühl dominiert, weshalb man sich isoliert.

Doch der Mensch ist ein soziales Wesen und dauerhaft isoliert zu sein macht ihn auch nachweislich krank. Daher entstehen bei Einsamkeit die gleichen Erkrankungen wie bei Stress.

Möglichkeiten nutzen Kontakt aufzunehmen

Der Beitrag kratzt nur an der Oberfläche und jeder der sich einsam fühlt wird hieraus nicht viel für sich mitgenommen haben. Doch diejenigen, die sich manchmal einsam fühlen oder mit Empathie spüren können, wenn sich Menschen in ihrem Umfeld einsam fühlen, können die Gelegenheit nutzen in Kontakt zu gehen.

Der alte Herr oder die freundliche Dame von paar Häuser weiter freut sich aus dem eigenen Leben zu erzählen. Auch wenn nur das Wetter oder das nächste Dorffest Thema ist, sie haben das Gefühl, dass sich jemand für sie interessiert und werden gehört. Somit hat jeder die Möglichkeit den Tag eines anderen Menschen und netten Nachbarn schöner zu machen!

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